13) Ver(w)irrt
Fanship turns to Friendship - Forum :: Michael :: Michaels Leben ganz anders erzählt - Romane von Alexandra Nowara
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13) Ver(w)irrt
(Achtung! Die "ISBN-Nummer auf dem Buch ist keine! Das Buch ist nicht verlegt. Das ist nur mein persönliches Datum.)
Leseprobe
...Michael geht nun hinaus in den Park. Zum Glück scheint heute die Sonne, und es ist so angenehm warm, dass er ohne Jacke draußen sein kann. Dort spielt er mit seinen Kindern und erkundet mit ihnen die Gegend, also das Grundstück, das von einer hohen Mauer umgeben ist, aber sicherlich einige Hektar groß ist.
Nach drei Stunden etwa hat Michael aber das Bedürfnis, sich ein wenig zurück zu ziehen. Er ist körperlich noch sehr erschöpft von der Reise – und emotional auch. Immer wieder tauchen Bilder der Fahrt, des Kellerraumes und der Schiffskajüte... vor ihm auf. Auch wenn Michael sonst recht robust ist, in solchen Dingen braucht er länger, um sie zu verarbeiten als alle anderen.
Also streicht er alleine durch den Park, dann in Richtung Haus. Er möchte sich ein bisschen hinlegen. Ausruhen... nur eine halbe Stunde oder so.
Als er die Halle betritt, hört er laute Männerstimmen. Die Halle ist so gebaut, dass sie noch links hinten um die Ecke einen weiteren Raum hat, der ohne Tür abgetrennt ist. Zu nutzen als Empfangsraum oder als Warteecke für Besucher.
„Das kann wirklich nicht sein!!“, donnert eine tiefe Stimme. „Ich kann das nicht fassen, was für ein Idiot du bist! Wie konntest du ausgerechnet den Jackson so behandeln?! Das kostet dich deinen Job, mein Lieber.“
„Ich habe ihn so behandelt wie alle anderen.“, kontert Allans Stimme emotionslos wie eh und je.
Michael hält inne. Wie interessant! Was geht da denn ab? Flink drückt er sich in der Halle in eine Ecke hinter eine große Pflanze, damit man ihn nicht unbedingt sofort sehen kann. Er kann die Männer von dort aus nicht sehen, aber sehr gut verstehen, was sie sagen. Kein Wunder, bei der Lautstärke.
„Genau das ist das Problem! Und ich bekomme einen Anruf von Al Fayed persönlich, der uns nie wieder einen Auftrag geben wird! Weiß DU es verschissen hast! ... Er liegt Al Fayed am Herzen, verstehst du? Und du hättest ihn einfach nur herbringen sollen, nicht ihm Todesängste bereiten!“
„Na komm.... Todesängste....“ Michael kann bildlich vor sich sehen wie Allan die Augen verdreht.
„Hast du ihn in einen Schiffsrumpf eingesperrt, und er wusste nicht, was geschah?“
„Ich hab’s ihm doch gesagt!“, protestiert Allan gelangweilt. „...dass er später nachkommen wird.“
„Ach. Und auch, dass das Schiff inzwischen weiterfahren wird?“
„Oh.... das habe ich wohl... vergessen.“
„Und genau das ist das Problem. Du vergisst regelmäßig, deinen Klienten mitzuteilen, dass sie mit dem Leben davonkommen werden, Allan! Und bei Michael Jackson kann man sich das nicht leisten!“
„Eduard, du hast gesagt, die Chance, diesen Scheichs zu entkommen liege zwischen 0 und 10%. Jackson ist hier und das an einem Stück. Wo ist dein Problem?“
„Deine Methoden sind das Problem. Und nicht erst seit gestern.“
„Du meinst, es war auch nicht gut, dass ich ihn an eine Wand habe pissen lassen?“
Schweigen.
„Allan, du bist ein verficktes Arschloch, und das weißt du! Dein Ruf eilt dir voraus. Menschen sind dir vollkommen gleich. Das ist ein wichtiger Mann, und...“
„War.“
„Bitte?“
„War mal ein wichtiger ...Mann.“ Das letzte Wort hat einen seltsamen Klang. Michaels Magen zieht sich zusammen.
„Ich habe Mohammed Al Fayed als Kunden verloren, und ihr seid im Jet des französischen Ministerpräsidenten geflogen. Das ist noch immer wichtig genug! Was hat er denn getan? Hat er sich schlecht benommen? Hat er dir Ärger gemacht?“
„I wo. Für seine Verhältnisse ist er komplett in Ordnung. ...Ziemlich leicht einzuschüchtern, würde ich sagen. Wahrscheinlich hat er nicht genügend Lektionen in Sachen Menschenkenntnis bekommen.“
Michael hebt verwundert die Augenbrauen und spielt an einem großen Blatt der Pflanze herum.
„Also, der Mann hat dir nicht mal den Anlass gegeben, dich wie King Kong aufzuspielen. Du hast sein Telefon zertreten, und er kam hier in einem Zustand an, den Anna nicht mal beschreiben konnte.“
„Aber er ist da, nur das war mein Job.“
„Dann machst du deinen Job in Zukunft für jemand anderen! Wenn du jemanden findest.“
„Ich bin der beste!“
„Aber das reicht nicht aus.“
„Reicht nicht...? Du kannst mich doch gar nicht gehen lassen!“
„Oh doch. Denn ich muss mir keine Sorgen machen, dass du zur Konkurrenz wirst. Jeder in der Branche kennt dich, keiner hat Lust, wichtige Klienten zu verlieren. Dann wirst du deine Brötchen doch wieder als Auftragskiller verdienen müssen.“
Eduards Stimme wird leise, doch Michael kann ihn dennoch verstehen:
„Wer weiß, vielleicht gegen dir die Bahrainis den Auftrag, ihn verschwinden zu lassen. Da hast du ein leichtes Spiel und schnell auch wieder Kohle für ein, zwei Jahre Luxusleben.“
Die Sonne weicht komplett aus Michaels Herzen. Er drückt sich in die Ecke, als sich ein schwarzer Vorhang vor seine Augen zu senken droht. Wohin könnte er entkommen? Die Antwort gefällt ihm nicht: nirgendwohin.
„...Nein. Das wäre gegen meine Prinzipien.“
„Na Gott sei Dank hast du noch welche!“
Wieder eine Pause:
„...deine Lizenz.... Danke.“
Michael kann so schnell gar nicht schauen, wie nun ein Mann um die Ecke kommt und durch den Ausgang verschwindet. Durchs Fenster verfolgen Michaels Augen einen Maserati, mit dem er vom Hof rollt.
Noch klopft Michaels Herz wild, da erklingen erneut Schritte und Allan folgt – viel langsamer allerdings. Auch er bemerkt Michael nicht, sondern schreitet erhobenen Hauptes hinaus in den Hof.
Ohne wirklich zu wissen, was er tut, schiebt sich Michael hinter der Pflanze hervor und folgt ihm:
„Allan...“
Der seltsame Mann wartet nicht, sondern schlägt einfach einen Weg in den Park ein, die Hände in die Hosentaschen gesteckt. Es sieht wie immer lässig aus.
„Was gibt’s, Jackson?“
Michael holt ihn ein und passt sich dann seinem Tempo an.
„Ich...“ Michael weiß nicht, was sagen.
„Du hast gelauscht. Und?“, Allan klingt lahm wie eine alte Schallplatte.
„Es tut mir leid. Ich... hatte Sie zufällig in der Halle gehört. Und ich... das wollte ich nicht. ...dass Sie Ihren Job verlieren.“
„Du, hör mal!“ Allan bleibt so abrupt stehen und fixiert Michael, dass der das Gefühl hat, im Boden versinken zu müssen und seine Knie im Nu anfangen zu zittern. Seine Stimme ist scharf und zerteilt die Luft wie ein Messer:
„Gestern habe ich dich hierher gebracht und dabei unser aller Leben riskiert. Heute bin ich meinen Job los. Du glaubst, ich könnte das ganz unabhängig von dir sehen?!“
„Nein, Sir. Ich... habe Mohammed auch nur einiges erzählt, weil ich so aufgewühlt war. Es war... ein furchtbarer Tag für mich, ich wusste wirklich nicht, ob wir ihn überleben würden. Ich musste das einfach loswerden...“
Allan geht wieder weiter:
„Rechtfertigst du immer alles, was du tust?“
„Ähm... ich...“ Michaels Augen scheinen überall nach der Antwort zu suchen – in den Bäumen, auf dem Weg, im Himmel. „Vielleicht lernt man das, wenn...“
„Wenn man angeklagt ist?“
„...und seinen Anwälten jedes Verhalten erläutern muss - ja. ...Vielleicht.“ Eine Pause entsteht. „Hören Sie, Sie brauchen einen Job und ich brauche einen Bodyguard. Ich kann Ihnen nicht viel bieten. Also nicht so viel wie die Scheichs, wenn Sie...“ Michael schluckt.
„Das Thema ist passe.“ Wieder dieser emotionslose Tonfall als sprächen sie über die Rechnung im Restaurant. „Ich will nichts mehr darüber hören.“
„Okay. Gut. Also, ich weiß nicht, wie viel ich Ihnen gerade bieten kann, aber... vielleicht ist es doch noch besser, als...“, seine Stimme verklingt, „...Auftragskiller zu sein...?“
„Ich soll dein Leibwächter werden?“
Michael nickt.
„Weißt du, was du da sagst?“
Michael schüttelt den Kopf:
„Vermutlich ...nicht.“
„Ich werde mich nie ändern, Jackson. Ich bin kein emotionaler Typ. Wenn ich es mir aussuchen kann, dann sind mir Steine lieber als Menschen.“
„Sie sollen sich nicht ändern. Sie sollen ihren Job machen.“ Michael gibt sich halt auch mal taff.
„Ich mache aber nie, was mir gesagt wird. Ich mache immer, was ich für richtig halte. Und wenn ich meinen Job mache, hast du regelmäßig die Hosen voll. Du wirst mich verfluchen und dich, weil du mich eingestellt hast.“
Doch wenn er meint, Michael Jackson damit schon eingeschüchtert zu haben, irrt er.
„Seinen Ängsten soll man sich stellen, haben Sie gesagt. Und außerdem... das ist doch gut für die Darmflora...“
Allans Augen wandern nach rechts, dann folgt sein Kopf langsam.
„...ich meine, immer mal so richtig durchgeputzt zu werden...“
Michael macht eine ausladende Geste und grinst breit.
Da legt sich der Hauch eines Schmunzelns auch in Allans Gesicht.
„Muss ich auf deinen kleinen Freund auch aufpassen?“ Schon hat er sein Thema wieder gefunden.
„Sie müssen auf alle aufpassen, die zu mir gehören. Und hören Sie bitte auf, mich Jackson zu nennen.“
„Wie soll ich dich denn sonst nennen? Meine kleine Knuddelmaus?“
„Wie wäre es mit Michael?“
„Sehr einfallsreich.“
„Bisher bin ich damit ganz gut hingekommen.“
„...Na schön.“
„Hey, und....“ Nun bleibt Michael stehen, in der Hoffnung, sein Gegenüber würde das auch tun. Falsch gehofft. „...Ich bin nicht schwul!“
„Das werden wir ja sehen.“ Allan war einfach weitergegangen.
„Und ich verlange äußerste Diskretion!“ Michael setzt sich wieder in Bewegung, um aufzuholen.
Da Allen weiter nach vorn spricht und seinen Tonfall keinesfalls der Abwesenheit seines Gesprächspartners anpasst, muss sich Michael noch mehr anstrengen, um ihn zu verstehen.
„Nicht schwul, aber äußerste Diskretion? Wieso passt das wieder so gar nicht zusammen?“ Es klingt fast fröhlich.
„Okay!! Okay....“ Michael fühlt einen unberechenbaren Zorn in sich aufsteigen. „Vielleicht haben Sie recht. Vielleicht kommen wir beide doch nicht zusammen. Dumme Idee...“
Mit diesen Worten schlägt Michael den Weg nach links ein – gerade waren sie an einer Weggabelung gewesen. ‚Weiher’ steht auf dem Schild, das nach links zeigt.
„Hey!!“
Michael atmet hörbar ein, doch er bleibt stehen. Aber er dreht sich nicht um, sondern wartet, den Blick stur geradeaus. In der Tat hört er Schritte hinter sich. Dann steht Allan neben ihm. Michael wendet ihm langsam den Blick zu.
„Hör zu, Jackson!“
„Michael!“
„Von mir aus!"
„Bist du gut, lernst du dazu!“
Da braucht Allan doch in der Tat zwei Sekunden, um die Sprache wieder zu finden.
„Ich sag dir jetzt mal was! Ich habe in meinem Leben Jobs gemacht, wenn da nicht mein zweiter Vorname ‚Diskretion’ geheißen hätte, dann säße ich heute noch im Bau – mit verdammt guten Aussichten vor der nächsten Eiszeit auch nicht wieder heraus zu kommen....“
„Davon will ich nichts wissen.“ (A.d.R. Michael, hast du denn gar nichts gelernt?!) „Ich habe dich kennengelernt, und das reicht mir.“
„Du hast mich... kennengelernt?“ Allan sieht zum ersten Mal ehrlich verblüfft aus. Dann kneift er seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen – es sieht aus wie eine klare Drohung. „Ja, aber nur als Arschloch. Genau wie Eduard gesagt hat. Ich tue nur meinen Job.“
Michael schüttelt den Kopf und lächelt still.
„Vielleicht weißt du es gar nicht, aber du hast dich verraten.“ Nun klingt seine Stimme wieder sanft und leise wie meistens. Langsam läuft er wieder los und ohne sich umzuwenden weiß er, dass Allan ihm folgen würde.
Lange schweigt Michael und geht einfach weiter. Es scheint, als wäre er allein, nicht mal Schritte kann er hinter sich vernehmen und doch spürt er die Präsenz seines neuen Bodyguards deutlich hinter sich.
„Sag...“, hört er irgendwann Allans Stimme zum ersten Mal leise, „Du verarscht mich, und das mag ich nicht. Selbst als ich dir den Schnaps gegeben habe, hat ich meinen Job getan. Du solltest mir einfach nicht mehr auf die Nerven gehen.“
Nun sind sie am Weiher angekommen. Es ist ein großes Gewässer, eigentlich viel mehr ein See als ein Weiher. Michael schlendert nun zum Ufer, nimmt ein Stöckchen, geht direkt am Wasser in die Hocke und zieht das Holzstöckchen begeistert durch das Wasser.
Als er seine Augen hebt, sieht er Allan vielleicht vier Meter von sich entfernt, weiter oben stehen und zu sich her blicken.
„Du hast heute Nacht nach mir geschaut. Und das... war nach deinem Job.“
Mit diesen Worten erhebt sich Michael, krabbelt auf allen Vieren das Ufer wieder hoch, putzt sich die Hände ab und steckt sie dann in seine Hosentaschen. Dann geht er weiter. Er spürt, dass Allan stehen bleibt und auf den See starrt.
„Das hast du doch geträumt!“, peitscht ihm Allans Stimme dann noch nach, als Michael schon fast hundert Meter weiter ist.
Kurz dreht sich der Sänger herum, bevor er endgültig weiterzieht:
„Das wird’s wohl sein...“
An diesem Tag lernt Michael das Hauspersonal noch en Detail kennen. Da ist zum einen natürlich Anna, die Hausherrin. 65 Jahre alt, verwitwet und kinderlos und selbst noch Erbin in einem Adelsgeschlecht, das inzwischen jedoch verarmt ist und sich durch das Verpachten ihrer Häuser und Höfe über Wasser hält. Dann Margaret, eine 32jährige junge Frau, die Mädchen für alles im Haus ist und auch beim Frühstück dabei gewesen war. Alba, eine sehr junge Küchenhilfe, vielleicht gerade mal 17 und wirklich völlig unattraktiv und zu guter Letzt noch eine Putzfrau, die wohl lediglich dreimal die Woche zum helfen kommt. Michael nimmt an, sie schon gesehen zu haben, denn als er am Nachmittag in sein Zimmer geht, huscht gerade ein hübsches Mädchen mit rot-blonden Haaren die Treppen nach oben. Jedenfalls nimmt er irgendwie an, dass sie hübsch sein muss, denn auch wenn er sich nicht bewusst erinnern kann, so sagt ihm irgendetwas, dass sie auch bei seiner Ankunft in der Reihe gestanden hatte und ihn freundlich angelächelt. An männlichem Personal gibt es da nur Marcus, einen Butler und Eric, den Gärtner.
Und dann ist da noch Victor, ein Arzt, der ganz für Michael zuständig ist. Victor war von Al Fayed aus England eingeflogen worden, und er hatte Michael auch gestern Nacht noch untersucht. Das weiß Michael zwar nicht mehr, doch Victor ist ihm heute auf Anhieb sympathisch. Wo sich Michael sofort mit ihm zusammensetzen wollte, da hatte der Arzt erstmal gebremst und das auf den nächsten Tag verschoben:
„Kommen Sie erstmal an und ruhen Sie sich aus, Sir.“, hatte er mit einem schelmischen Lächeln in den Augen angeboten, und Michael hatte das auch dankbar angenommen.
Als er nun Anna offenbart, sie solle noch ein weiteres festes Zimmer für Allan, seinen neuen Leibwächter einrichten, werden, starrt sie wortlos an. Dann fängt sie sich aber schnell, nickt nur und meint:
„Selbstverständlich. Er kann sein jetziges Zimmer behalten.“
Sie nickt Michael zu, dreht sich um, um in die Küche zu gehen:
„Whow...“, hört Michael sie dabei sagen.
„Damit hätten Sie nicht gerechnet, nicht wahr?“, grinst Michael.
„Damit hätte niemand gerechnet.“, entgegnet Anna, dreht sich nochmals um und blickt Michael an. „Er ist... Allan.“
Als würde das etwas aussagen.
„Und? Ist das denn so schlimm?“
„Schlimm? ...Das ist unter Umständen fatal. Aber Sie sind ja mit ihm angereist. Sie müssen es wissen, Sir.“
Da atmet Michael tief durch und mustert Anna wortlos. Irgendetwas in ihm fragt sich, ob er nicht einen furchtbaren Fehler begangen hätte. Doch dann zieht sein unschlagbares Lächeln wieder um seine Mundwinkel. Er winkt Anna zu und geht nach draußen zu seinen Kindern und Jessica. Anton ist inzwischen wirklich mit Allan in die Stadt gefahren, um für sie alle neue Kleidungsstücke zu besorgen.
Gegen Nachmittag, Allan und Anton sind noch nicht wieder zurück, ziehen dunkel Wolken am Himmel auf. Im Nu ist Margaret dabei, Feuer im Kamin zu machen. Michael, der gerade Benamin für sein Mittagschläfchen hingelegt hatte, kommt verwundert dazu:
„So kalt ist es doch gar nicht, Miss...“
„Oh, aber wird es sicher gleich werden, Sir.“
Das Dienstmädchen, das vor dem offenen Kamin in der Halle kniet und einen Holzscheit nach dem anderen hineinlegt, hält inne und blickt Michael von unten herauf an. Mit einem kleinen Lächeln meint sie:
„Mein Trainingsanzug steht Ihnen gut...“
Erleichtert stellt sie gleich darauf fest, dass diese Bemerkung für den Sänger durchaus okay gewesen war. Michael lacht leise auf – seine Stimme klingt so angenehm – und erwidert:
„Er ist auch wunderbar. Ganz weich und passt... fast. ...Nur die Ärmel sind vielleicht ein wenig kurz.“
Dabei zieht er an einem der Ärmel, die ihm nur den halben Unterarm bedecken. Er hatte natürlich bemerkt, wie Margaret kurz auf die seltsamen Flecken auf seinen Armen gestarrt hatte. Dann tritt Michael noch näher heran, geht neben dem Dienstmädchen in die Hocke. Er reicht ihr einen weiteren Holzscheit.
„Danke, Sir. Aber das müssen Sie nicht. Sie müssen mir nicht helfen.“
„Bitte... ich möchte es...“
Da sieht ihn das Dienstmädchen recht lange an, und Michael erwidert ihren Blick unverwandt.
„Okay... Danke schön...“
So machen sie dann weiter, Michael reicht ihr ein Scheit nach dem nächsten, solange bis das Dienstmädchen dankend ablehnt:
„Das ist wirklich genug, Sir. Sonst ersticken wir das Feuer gleich wieder.“
Michael nickt, doch er erhebt sich nicht, sondern schaut ihr weiter zu, wie sie nun noch kleine Zweige auflegt und ganz oben zerknülltes Papier. Dann zündet sie es an und beide schauen gespannt zu, ob es klappen würde und das Holz Feuer fassen.
Als die ersten warmen goldenen Lichtstrahlen ihre Gesichter treffen, blicken sie sich lächelnd an:
„Gratulation...“, murmelt Michael.
Margaret strahlt. Dann meint sie leise:
„Sie sehen heute auch viel besser aus als gestern.“
„Das.... hoffe ich doch!“ Michaels warmes Lachen gibt dem Feuer gleich noch mehr Ansporn. „Ich fühle mich auch sehr viel besser.“
„Ich hoffe, Sie werden eine schöne Zeit bei uns verbringen.“
„Da bin ich mir sicher. Ich bin sehr froh, hier zu sein.“
Mit diesen Worten erhebt sich Michael, reicht dem Dienstmädchen eine Hand und hilft ihr ebenfalls auf.
In der Tat beginnt es gleich darauf zu regnen, und der Kamin bietet eine so wohlige Atmosphäre, dass die Halle zu einer Art Erweiterung der Wohnräume wird und vor allem die Kinder ihre Spielaktivitäten hier herein verlegen. So hält sich natürlich auch Michael lange mit ihnen hier auf. Benjamin fährt mit einem Dreirad, das aus einem Schuppen aufgetrieben worden war, Paris liest in einem Buch aus der großen Bibliothek. Während Michael ebenfalls liest – er hat natürlich sofort ein Buch über Irlands Geschichte gefunden - betreut Prince seinen kleinen Bruder, dann spielen sie alle zusammen Ball.
Allan und Anton räumen derweil die Kleiderschränke voll, denn sie haben einiges zusammen bekommen. Danach sieht Anton fern.
Nach dem Abendessen ist das Ritual an sich schon angesagt: Man trifft sich in Michaels Zimmer wieder – zum DVD schauen. Es dauert gar nicht lange, da ist Benjamin schon auf dem großen Bett eingeschlafen. Paris hat wieder lieber ihr Buch, doch sie bleibt auch im Zimmer. Irgendwie wirken das Wetter draußen und die alten hohen und fremden Räume bedrohlich. Also ist allen wohler, beisammen zu sein.
Prince und Anton haben großen Spaß mit einer Actionkomödie, Michael geht bald ins Bad, um zu baden.
Er lässt sich Wasser in die Wanne einlaufen, dann verschwindet er für bestimmt fünfundvierzig Minuten.
„Ob dein Dad noch lebt...“, witzelt Anton irgendwann.
„Der braucht immer so lange.“, klärt Prince mit vollem Mund auf. Er hatte Anna überreden können, ihnen einige Kekse mit zu geben.
Und als Michael dann auftaucht und gerade in ein Handtuch gewickelt Anton fragt, wo denn die Schlafanzüge sind, kommt Allan herein. Natürlich ohne anzuklopfen. Alles andere hätte nicht zu ihm gepasst.
Ohne sich weiter für das Geschehen zu interessieren, stellt er ein Ding, das aussieht wie ein Metronom auf eine Kommode:
„Das bleibt hier. Da weiß ich immer, was hier los ist.“
„Was ist das?“ Michael nimmt von Anton einen Pyjama entgegen und kommt dann vorsichtig näher.
„Ein Babyphon.“ Allan ist wie immer tot ernst.
„Ein WAS?“
„Ein Babyphon für Dad!!! Wie geil!“ Prince kommt sofort her und lacht sich kaputt.
„Ich würde nicht lachen, in deinem Zimmer ist auch eines.“
„Bei mir auch?“ Paris blickt von ihrem Buch auf.
„Ja.“
„Und...“ Jetzt ergreift Michael wieder das Wort, obwohl ihn schon fröstelt. Im Badezimmer ist es dort erheblich wärmer. Irgendwie scheint das Klima hier wirklich anders zu sein als in Bahrain. „Du meinst, du kannst damit alles Wichtige mitbekommen?“
„Ja.“
„Und wenn ich nachts zu atmen aufhöre?“
Es ist an sich als Witz gemeint, und Prince kichert auch, doch Allan verzieht keine Miene.
„Was dann?“
„Das merkst du dann auch?“
„Na sicher.“
Da zieht sich Michael kopfschüttelnd zurück in Richtung Bad, um sich anzuziehen. Mit diesem Kerl muss er wohl nochmals reden. Ob er sich in Sachen Sicherheit wirklich so gut auskennt, wie er immer tut?
„Und das Ding ist immer an?“ In der Tür dreht sich Michael nochmals um und sieht nicht sehr behaglich aus.
„Ja. Wenn du... mal deine ... Ruhe möchtest...“, sein Blick wandert zwischen Michael und Anton hin und her, „Dann kannst du’s hier abstellen.“ Er deutet auf einen Knopf. „Aber wenn du hinterher vergisst, es wieder anzustellen, dann bring ich dich um.“
Michaels Augenbrauen klettern bis zum Haaransatz. ‚Super, und was hast du dann davon?’, liegt ihm auf der Zunge, doch dann deutet er nur ein Kopfschütteln an und verschwindet im Bad.
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