Re: gedichte & gebete zum nachdenken ,träumen und diskutieren

Cherub Sa Feb 13, 2010 8:41 pm

Wer seinen Verstand schärft, tut sich selbst etwas Gutes;
wer seiner Einsicht folgt, findet das Glück.

(Bibel, Sprichwörter)

Cherub Sa Feb 13, 2010 8:50 pm

Der Dornenvogel

Da gibt es die Legende von einem Vogel, der in seinem Leben nur einmal singt, doch singt er süßer als jedes andere Geschöpf auf Erden. Von dem Augenblick an, da er sein Nest verläßt, sucht er nach einem Dornenbaum und ruht nicht, ehe er ihn nicht gefunden hat. Und wenn er im Gezweig zu singen beginnt, dann läßt er sich so darauf nieder, daß ihn der größte und schärfste Dorn durchbohrt.
Doch während er stirbt, erhebt er sich über die Todesqual, und sein Gesang klingt herrlicher als das Jubeln der Lerche oder das Flöten der Nachtigall. Ein unvergleichbares Lied, bezahlt mit dem eigenen Leben.
Aber die ganze Welt hält inne, um zu lauschen und Gott im Himmel lächelt.
Denn das Beste ist nur zu erreichen unter großen Opfern.

(aus "Die Dornenvögel" Teil IV, ca. 1985)

Cherub Sa Feb 13, 2010 8:52 pm

Im Gegenteil

Sie sehen meine Kleidung.
Sie sehen meine Haare.
Sie sehen mein Gesicht.
Und sie bilden sich ein Urteil,
bevor sie einen Blick auf mich geworfen haben.

Ein solches Urteil zwingt mich zu lächeln, nicht in die Knie.

(unbekannt)

Cherub Sa Feb 13, 2010 8:54 pm

Fürchte dich nicht vor Schatten,
zeigen sie doch an, daß irgendwo in der Nähe
ein LIcht leuchten muss.

(unbekannt)

Cherub Sa Feb 13, 2010 8:57 pm

Du Engel

Was tust du hier?, fragte er mich.
Du bist ein Engel, aus zauberhaftem Glanz erschaffen,
zerbrechlich, sanft und weich.
Dein Lächeln zeigt mir den Weg zum Himmel.
Deine Augen strahlen wie zwei Sterne.
Doch sehen sie mich, verblassen sie ängstlich.
Flieg weg in die andere Welt,
wo Zärtlichkeit ist und keine herrische Liebe.
An der meinen würdest du doch nur zerbrechen.

(unbekannt)

Cherub Sa Feb 13, 2010 9:04 pm

Am Anfang hatte ich Angst vor der Stille zwischen uns.
Ich traute mich nichts zu sagen, denn ich kannte dich nicht.
Jetzt ist alles anders geworden.
Ist Stille zwischen uns, lege ich den Kopf an deine Schulter
und du verstehst alles.

(unbekannt)

Cherub Sa Feb 13, 2010 9:06 pm

Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt.
Wir fällen sie und verwandeln sie in Papier,
um unsere Leere darauf auszudrücken.

(unbekannt)

Cherub Mo Feb 15, 2010 6:21 pm

Der Versuch, die eine Religion zu schaffen, die für alle Zeiten und überall die Vorherrschaft erlangen soll, wird natürlicherweise zumeist von Leuten unternommen, die dem Sektierertum anhängen. Sie fühlen sich angegriffen, wenn man sagt, das Gott seine Liebe großzügig verteilt und dass seine Kommunikation mit den Menschen keiner Sackgasse gleicht, die zu einem bestimmten Zeitpunkt und an einem bestimmten Ort abrupt endet.
Sollte der Menschheit je die Katastrophe widerfahren, von einer Sintflut einer alleinigen Religion heimgesucht zu werden, dann muss Gott für eine neue Arche Noah sorgen, um seine Geschöpfe vor der spirituellen Vernichtung zu bewahren.

(Tagore)

Cherub Mo Feb 15, 2010 6:23 pm

Das Schwert habe ich weggelegt, nun bleibt mir nichts mehr,
als meinem Gegner den Becher der Liebe zu reichen.

(Ghandi, 02.04.1931)

Cherub Mo Feb 15, 2010 6:25 pm

Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.

(Antoine de Saint-Exupéry)

Cherub Mo Feb 15, 2010 6:28 pm

Als sie dich vom Himmel her erwarteten,
kamst du aus dem Schoß einer Frau.
Als sie dir huldigen wollten,
mussten sie knien vor einem Kind.
Als sie Wunder und Brot begehrten,
gabst du ihnen ein Wort.
Als sie dich folterten und schlugen,
gingst du ihretwegen ans Kreuz.
Wenn ich von dir gehe,
komm mir doch entgegen.

(unbekannt)

Cherub Mo Feb 15, 2010 6:29 pm

Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen,
wenn wir uns entschließen, einmal daraus zu erwachen.

(Josephine Baker)

Cherub Mo Feb 15, 2010 6:41 pm

Was man so sagt

Als sie lachte, sagte man ihr, sie sei kindisch.
Also machte sie fortan ein ernstes Gesicht. Das Kind in ihr blieb, aber es durfte nicht mehr lachen.

Als sie liebte, sagte man ihr, sie sei zu romantisch.
Also lernte sie, sich realistischer zu zeigen - und verdrängte so manche Liebe.

Als sie reden wollte, sagte man ihr, darüber spreche man nicht.
Also lernte sie zu schweigen. Die Fragen, die in ihr brannten, blieben ohne Antwort.

Also sie weinte, sagte man ihr, sie sei einfach zu weich.
Also lernte sie, die Tränen zu unterdrücken. Sie weinte zwar nicht mher, aber hart wurde sie nicht.

Als sie schrie, sagte man ihr, sie sei hysterisch.
Also lernte sie, nur noch zu schreien, wenn niemand es hören konnte, oder sie schrie lautlos in sich hinein.

Als sie zu trinken begann, sagte man ihr, das löse ihre Probleme nicht.
Sie solle eine Entziehungskur machen. Es war ihr egal, weil ihr schon so viel entzogen worden war.

Als sie wieder draußen war, sagte man ihr, sie könne jetzt von vorne anfangen.
Also tat sie, als begänne sie ein neues Leben. Aber wirklich leben konnte sie nicht mehr. Sie hatte es verlernt.

Als sie ein Jahr später sich versteckt zu Tode gefixt hatte, sagte man gar nichts mehr.
Und jeder für sich versuchte, leise das Unbehagen mit den Blumen ins Grab zu werfen.

(unbekannt)

Dreamer Mo Feb 15, 2010 11:50 pm

Das ist aber ein verdammt trauriges "Gedicht"!!

Jenny Di Feb 16, 2010 8:46 am

........

Und jeder für sich versuchte, leise das Unbehagen mit den Blumen ins Grab zu werfen.

ein absolut typisches Verhalten Crying or Very sad

rike Di Feb 16, 2010 10:09 am

das ist sehr hart geschrieben - aber leider trifft es auf viele Menschen zu Crying or Very sad

Cherub Di Feb 16, 2010 10:38 am

Sorry,
ich wollte euch nicht traurig machen oder schmerzlich berühren.
Aber Lyrik ist halt auch nicht immer nur schön, erheiternd und sonnenscheinmäßig. Sie spiegelt das Leben in der ganzen Bandbreite wider und dieses allumfassende Spektrum will ich mir halt auch immer wieder vor Augen führen und bewußt machen.
Wie sonst, können wir uns kritisch begutachten, wenn solche Momente keine Beachtung fänden??

Hey, hier scheint gerade echt seit Tagen mal wieder die Sonne!!!!
Von daher wünsche ich allen einen strahlend schönen Tag sunny

Franzi Di Feb 16, 2010 11:16 am

Das Gedicht is sehr schön. Es wat damals, als ich so 14/15/16 war ganz stark im Umlauf. Erinnere mich noch gut daran wie ich es zum ersten Mal gelesen habe. Sad

rike Di Feb 16, 2010 11:26 am

Cherub schrieb:Sorry,
ich wollte ich nicht traurig machen oder schmerzlich berühren.
Aber Lyrik ist halt auch nicht immer nur schön, erheiternd und sonnenscheinmäßig. Sie spiegelt das Leben in der ganzen Bandbreite wider und dieses allumfassende Spektrum will ich mir halt auch immer wieder vor Augen führen und bewußt machen.
Wie sonst, können wir uns kritisch begutachten, wenn solche Momente keine Beachtung fänden??

Hey, hier scheint gerade echt seit Tagen mal wieder die Sonne!!!!
Von daher wünsche ich allen einen strahlend schönen Tag

also mich hast du damit nicht traurig gemacht und außerdem heißt es hier im Thema ja auch "gedichte & gebete zum nachdenken ,träumen und diskutieren" Wink

Cherub Di Feb 16, 2010 12:22 pm

Franzi schrieb:Das Gedicht is sehr schön. Es wat damals, als ich so 14/15/16 war ganz stark im Umlauf. Erinnere mich noch gut daran wie ich es zum ersten Mal gelesen habe.

Hallo Franzi,
das ist ja lustig, als ich in dem besagten Alter war, machte das auch bei uns die Runde. Allerdings bin ich schon ein paar Tage älter du.
Es scheint so, als würde es von Generation zu Generation weitergegeben.

Cherub Di Feb 16, 2010 12:31 pm

Mit der Wahrhaftigkeit unseres Ausdrucks wachsen auch wir in der Wahrheit. Die Wahrheit der Kunst besteht in der uneigennützigen Freude am Schöpferischen. Wir fügen ihr eine tödliche Wunde zu, wenn wir sie durch eine Zweckmäßigkeit verraten, die ihr fremd ist.
All die großen Zivilisationen, die untergegangen sind, sind auf Grund eines permanent falschen Ausdrucks des Menschlichen untergegangen: wegen der Versklavung von Mitmenschen, wegen eines Parasitentums gigantischen Ausmaßes, das durch Reichtum erzeugt wird, und wegen der spöttischen Haltung eines Skeptizismus, der uns auf dem Pfad der Wahrheit unserer Wegzehrung beraubt.

(Tagore)

Cherub Di Feb 16, 2010 12:36 pm

Gewaltlosigkeit kann nicht gepredigt werden, man muss sie praktizieren. Die Praxis der Gewalt wird den Menschen durch äußere Symbole beigebracht. Man lernt auf Bretter schießen, dann auf Zielscheiben, dann auf Tiere. Danach gilt man als Sachverständiger in der Kunst der Zerstörung.
Der gewaltlose Mensch hat keine greifbare Waffe, und daher scheint sein Wort wie sein Tun wirkungslos zu sein...Aber die Wirkung unseres Handelns ist oft um so stärker, je weniger es am Tag liegt.

(Ghandi, 20.03.1937)

Cherub Di Feb 16, 2010 12:41 pm

Verlass dich nicht auf deinen Reichtum;
bilde dir nicht ein, dass er sich unabhängig macht.

(Bibel, Sirach 5,1)

Cherub Di Feb 16, 2010 12:43 pm

Arm sein und Gott ernst nehmen ist besser als reich sein und in ständiger Sorge.

(Bibel, Sprichwörter 15,16)

Cherub Di Feb 16, 2010 12:45 pm

Man braucht manchmal die vielen Wege
und Umwege eines langen Lebens,
um die Dinge dann plötzlich von einer
so erstaunlichen Seite her zu sehen,
dass man erschrickt über die lange Finsternis,
in der man herumtappte und die man
vielleicht gar für eitel Licht gehalten hatte.

(Peter Wust)

Gesponserte Inhalte